Ein erneuter Sieg wurde vor Gericht erzielt. Alle Bakery Jatta Fans können aufatmen – mal wieder! Aufgrund mangelnder Beweise gibt es kein Verfahren wegen Identitätszweifeln. Das Landgericht Hamburg hat die Beschwerde der Staatsanwaltschaft ganz aktuell abgelehnt. Jattas Anwalt Thomas Bliwier triumphiert, denn es bestehe kein hinreichender Tatverdacht auf eine Identitätstäuschung. Es könne nicht nachgewiesen werden, dass sich der Gambier die Aufenthaltsgenehmigung in Deutschland unter einem falschen Namen erschlichen habe. Zu den drei Jahren andauernden Ermittlungen ist sich der raffinierte Anwalt sicher: “Der strafrechtliche Vorwurf hat sich erledigt!”

Die Richter folgten seiner geschickten Darstellung, dass sich der damals 14-jährige Bakery Jatta als 16-jähriger Bakary Daffeh ausgegeben hat, um in Nigeria und im Senegal als Profi Fußball spielen zu dürfen. Als geläuterter Flüchtling gab er sein tatsächliches Alter und seinen richtigen Namen bei seinem im Juli 2015 startenden Asylverfahren in Deutschland an (und hat nur dabei gelogen, er wäre nie Fußballprofi gewesen). Diese Argumentationsweise ist eine gute Nachricht für alle HSV-Anhänger.

Die schlechte Nachricht ist, dass dennoch ein Verfahren gegen Jatta eröffnet wird. Es handelt sich dabei um zwei widersprüchliche Angaben zum Namen von Jattas Mutter. Diese hieß bei der Einreise in Bremen Jatta und vier Jahre später auf dem Folgeantrag Daffeh.

Jatta = Daffeh? Die Frage beschäftigt mich ebenso. Seit 2019 findet sich ein Artikel auf meinem Blog mit vielen Kommentaren, weswegen ich maßgebliche Ausführungen nochmals zusammenfasse. So kam ich zunächst auf die Idee, dass Bakery familienrechtlich sowohl der Sohn von Jatta, als auch der Sohn von Daffeh sein könnte. Das würde einem Schmiergeld beziehenden Beamten in fernem Land erleichtern, einen anderen Pass oder eine neue Geburtsurkunde mit unterschiedlichen Angaben zur Identität auszustellen.

Ein entscheidender Aspekt zu Alter und Namen sind sicherlich die erhellenden Untersuchungen von Wissenschaftlern. So sollte nicht unerwähnt bleiben, was die Universitätskliniken Hamburg-Eppendorf und Freiburg ermittelt haben. Die biologische Entwicklung war bereits mit 17 Jahren abgeschlossen und Bewegungsprofile, sowie die Abgleichung von Porträt-Bildern, nahezu identisch.

Ergänzend werden Erfahrungsberichte angeführt. Auf meiner Reise nach Nairobi erzählte mir ein kenianischer Freund, dass der Betrug bei der Altersangabe gang und gäbe in Afrika wäre. Dadurch würde ausgeglichen, von ausländischen Fußballagenten auf internationalen Turnieren später entdeckt zu werden. Folgende, übereinstimmende Anmerkungen von Fußballscout Paul Nehf halte ich zudem für eine vertrauenswürdige Quelle:

https://www.t-online.de/sport/fussball/international/id_91307400/spurensuche-im-fall-jatta-die-machenschaften-der-afrikanischen-spielerberater.html

Die letzten Zweifel sollten sich bei dem Bericht von Africa News erübrigen:

https://www.africanews.com/2018/09/07/age-cheating-is-hurting-african-football-sport/

Total irrsinnig ist die Annahme, Fußballspieler würden sich beim Altersbetrug zur Erschleichung finanzieller Vorteile älter und nicht jünger machen. Kennen sie Sampierre Mendy, Bubacarr Sanneh, Bubacarr Trawally, Saloum Faal und Ali Sowe? Es sind fünf schwindelnde Mannschaftsmitglieder aus Gambia. Bakary Daffeh hat in ihrem suspendierten Team 2014 den 1:0 Siegtreffer gegen Liberia erzielt. Seine gambische U-20 Nationalmannschaft wurde daraufhin wegen Betrugs von den Kontinentalwettbewerben ausgeschlossen. Fünf Spieler waren zu alt und ein Akteur soll laut SPIEGEL-Bericht sogar mehrere Pässe mit Geburtsdaten zwischen 1988 und 1994 besessen haben.

Glauben Sie allen Ernstes, Bakary Daffeh hätte sich als pubertierender Fünfzehnjähriger in der U-20 Nationalmannschaft durchsetzen können? Als noch jüngeres Fußballtalent ohne gescheite Schuhe erahnt er 2009 prophetisch, dass er künftig von Erstligaclubs berufen, aber zu jung sein wird. In kluger Vorhersicht nimmt er einen abgeänderten Namen und ein zweieinhalb Jahre älteres Geburtsdatum in seinem Spielerpass an. Die gefälschten Angaben finden sich dann in den Spielberichten der Vereine des kindlichen Kriminellen. Beim Wunder des umgekehrten Altersbetrugs stellt sich die Frage, welche Leser Opfer einer Boulevardgeschichte geworden sind? In der neuesten Version spielte er 2010 mit 12 Jahren für den Zweitligisten Gunjur United. Oder er war 14 Jahre alt. Machen Sie sich Ihr eigenes Bild auf

https://www.watson.ch/sport/fussball/227054503-bakery-jatta-oder-bakary-daffeh-mit-falscher-identitaet-in-die-bundesliga

Der gute Mann wechselte mit 13 Jahren (15 Jahren) zu Brikama United in die erste Liga Gambias. Man könnte aber auch zum Schluss kommen, dass er auf den Fotos schon 18 Jahre alt ist. Drei Jahre älter als Daffeh? Das gibt’s doch nicht!

In Happy FM erleichtert sich Pastor Opoku seines schlechten Gewissens. Im Juniorenbereich wurde die Mannschaft aus Ghana 1991 U-17 FIFA Champion. Weltmeister Alex Opoku beichtete im Radio, bei seinem Erfolg mindestens 3 Jahre älter gewesen zu sein. Er spricht in dem Interview ferner von anderen Teams, die beim Alter betrogen haben. Um Rassismus-Vorwürfen auszuräumen sei angemerkt, dass das Age-Cheating im Sport ein weltweites und nicht nur ein afrikanisches Problem ist. Es gibt viele Beispiele in Suchmaschinen.

Nicht unerwähnt bleiben sollten Ablöseansprüche, die sich beim Wechsel der Vereine ergeben. Damit hatte Silas Katompa Mvumpa vom VfB Stuttgart ein Problem. Denn sein alter Präsident des FC MK Etanchéité, Max Mokey Nza-Ngi, aus der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa wurde berechtigterweise sauer. Gemäß L’Équipe bekam er keine zehn prozentige Beteiligung beim Wechsel nach Europa. Durch den Identitäts-Betrug und die Falschangabe des Alters musste keine Ablöse überwiesen werden. Das war ganz schön clever von Silas Wamangituka und seinem in Paris Obdach und Asyl gewährenden Spielervermittler. Die echten Verbindungen zu seiner Familie in der Heimat, und die damit verknüpften enormen psychischen Belastungen sorgten dafür, reinen Tisch zu machen. Warum nach diesen Enthüllungen unsere Richter afrikanischen Reisedokumenten und heimische Vereine ausländischen Spielerpässen weiterhin volles Vertrauen schenken, bleibt ein Rätsel. Beratung tut Not.

Um auf der Suche nach dem Schuldigen, auf die Geschichte des Bäckers und Mundschenks im Gefängnis von Pharao zurückzukommen (bekanntlich ist der Schreiber ein Liebhaber der Bibel), sollte folgende Gleichung auf der Suche nach Wahrheit nicht der letzte Schluss sein:

Bakary Daffeh, geb. in Gunjur, Stürmer, Flügelspieler, Rechtsfuß, Team Brikama United = Bakery Jatta, geb. in Gunjur, Stürmer, Flügelspieler, Rechtsfuß, Team Brikama United!?

Aber dieser Widerspruch, scheint beim Identitäts-Betrug höchstens verstimmte Staatsanwälte in einem Gericht zu beschäftigen. Meine Befürchtung war ursprünglich im Jahr 2019 Deutschland könnte bei einer Anklage der Gegner am grünen Tisch einen Titel aberkannt bekommen, weil Bakery Jatta in unserer Jugendnationalmannschaft eingesetzt wird. Nun ist die U21 in Portugal auch ohne das Asyl suchende Wunderkind Europameister geworden. Also könnte ich Ruhe geben. Aber nein, mich ärgert, dass man sich mit nachgewiesenen Lügen weiter durchsetzen kann und sich einen Vorteil gegenüber Benachteiligten erschleicht, die ehrlich geblieben sind. Ich meine damit meinen Freund Ephiel aus Nairobi, der trotz meiner Bürgschaft/Verpflichtungserklärung kein Visum bekommen hat.

Darum kämpfe ich weiterhin für die zwei Leitsprüche: Ehrlich währt am längsten bzw. Lügen haben kurze Beine!