Ein armer Sünder haucht seinen letzten Atem aus. Doch sein Bewusstsein hört nicht auf. Es wird unheimlich. Um ihn herum ist es stockfinster. Es herrscht Totenstille. Er fürchtet sich eine halbe Ewigkeit. Das beklemmende Empfinden, scheint nicht aufzuhören. Ist denn niemand da? Er schreit um Hilfe. Plötzlich öffnet sich ein grauenvoller Abgrund und verschlingt ihn. Es ist so, als ob er in ein tiefes Loch fällt. Alles geht rasend schnell. Das Gefühl, verloren zu gehen, scheint nicht aufzuhören. Die Angst wird immer größer vor dem drohenden Aufschlag. Etwas zieht ihn magisch an. Der geschmolzene Kern der Erde, scheint sich mit seiner Anziehungskraft gegen ihn verschworen zu haben. Zudem wird es höllisch heiß. Die Schmerzen sind nicht auszuhalten. Er wünscht sich zu verglühen. Die einzige Hoffnung besteht darin, ausgelöscht zu werden. Auf dem harten Grund der Tatsachen angekommen bekommt er eine leuchtende Vision von einem Engel des Lichts, der ihn mit den Worten begrüßt:

Mein Kind, sei willkommen in der Hölle!”

Mein Gott, das darf doch nicht wahr sein. Erinnerungen werden wach. Die Glocken von Hell’s Bells erklingen dreizehnmal. Satanische Musik ertönt. Ein Chor von Dämonen stimmt zum Hohn einen anderen Songtext von AC/DC an:

I’m on the highway to hell. No stop sign, speed limit. Nobody’s gonna slow me down. Like a wheel, gonna spin it.”

Ein Schwindel befällt ihn. Er fühlt sich so schlecht wie nie zuvor. Doch er ist ja tot. Trotzdem sieht er in seinem inneren Auge Stationen seines Lebens vorübergehen. Zahlreiche Erinnerungen werden wach, in denen er falsche Entscheidungen getroffen hat. Er weiß genau, dass er verdient hat hier zu sein.

Hölle, Hölle, Hölle – er dachte es wäre alles nur ein Spaß, doch die Party ist vorüber.

Die Stimmung ist verkatert. Nach dem Besuch seines favorisierten Nachtclubs war er einst fast an einer Alkoholvergiftung gestorben. Bewusstlos lag er unter dem Urinal eines Bahnhofsklos und erstickte beinahe an seinem Erbrochenen. Im Krankenhaus angekommen, gelobte er den angewiderten Notärzten sich zu bessern, wenn sie nur ein Mittel gegen seine verdammten Schmerzen hätten. Damals, wie heute, schien sein Kopf zu zerplatzen. Er wollte mit der Hand den Schweiß von der Stirn wischen, aber wie sollte das gehen, nachdem er seinen Körper verlassen hatte. Er wünschte sich, seine liebe Mutter würde kommen, um ihm mit kühlendem Wasser beizustehen. Jedoch befand er sich am verlorensten Ort der Welt. Er war auf sich alleine gestellt. Sein egoistischer Leitspruch lautete schließlich:

Jeder ist sich selbst am nächsten!

Als Kind fiel es ihm schon schwer, Sachen mit seinen Geschwistern zu teilen. Kein Wunder, gab es einen Streit vor Gericht um das Erbe seines Vaters, der zum Zerwürfnis führte. Er forderte seinen Pflichtteil, auch wenn das den Verkauf des Wohnsitzes seiner Nächsten bedingte. Er verspürte keine Empathie für seine Verwandtschaft und schon gar nicht für seine Mitmenschen. Von klein auf wurde er zwar religiös erzogen, aber spätestens nach seinem ersten Kaufhausdiebstahl, einem Springmesser, scherte der Räuber sich einen Dreck um irgendwelche Gebote. Er boxte sich mit krimineller Energie durch das Leben und hatte seinen Erfolg damit – Punkt.

Den werten Lesern fällt es vermutlich schwer, sich mit dem armen Sünder zu identifizieren. Darum schwenken wir von dessen erfundenen Höllenqualen zu den wahren Schmerzen, die Till Lindemann gerade erleiden muss. Letzten Endes geht es in den Klatschblättern darum, ob er ein Vergewaltiger ist. Der überaus erfolgreiche Leadsänger von Rammstein mag zu Unrecht des sexuellen Missbrauchs bezichtigt werden. Bekanntlich gilt vor der Beweiserbringung die Unschuldsvermutung. Insofern sei ihm das Mitgefühl seiner Fans gewiss, die größtenteils von einer Rufmordkampagne ausgehen. Ich bin selbst der Überzeugung, dass es verlogene Weibsbilder gibt, denen man nicht trauen darf. So habe ich mit Interesse verfolgt, wie Johnny zum Depp gemacht wurde. Um nicht näher darauf einzugehen, war die Story so scheiße, dass für die Nachwelt selbst der Kot auf ehelichen Bettlagen festgehalten wurde.

Nun sind mir als bekennender Christ einige bittere Dinge im Leben von Till Lindemann sehr stark aufgestoßen, sodass ich wenig Verständnis dafür zeigte, wenn Freunde oder Arbeitskollegen seine Musik im Auto abspielten oder die Rammstein-Konzerte besuchten. Fleißigen Lesern dieses Blogs dürfte nicht verborgen geblieben sein, dass ich kein Freund von Tod und Teufel verherrlichender Heavy Metal Musik bin. Insofern unterstelle ich mir selbst eine gewisse Voreingenommenheit. Gott sei Dank gibt es in unserer Gesellschaft jedoch gewisse Normen, die noch nicht als veraltet gelten, und deren Abweichung bestraft wird. Im Moment ist sexueller Missbrauch und speziell der von Kindern ein Tabu in der Bevölkerung. Die Verbreitung von sündhaften, dämonischen Gedanken alleine gilt jedoch nicht als strafbar, sondern wird zur Provokation als erlaubtes künstlerisches Stilmittel verkauft. Ich erinnere mich gerade an den Skandal, welchen der tödlich verunglückte Musiker Falco mit seinem Nummer-eins-Hit auslöste. Der Vorwurf an den Wiener Sänger zu Jeanny lautete damals, dass dadurch eine Vergewaltigung verharmlost und verherrlicht wird. Möglicherweise identifizierten sich einige Zuhörer sogar mit einem stalkenden Mörder. Die musische Schilderung eines Sexualmordes wurde jedenfalls aus geschmacklichen Gründen von einigen Radiosendern verweigert.

Im Jahr 1985 sind deutsche Programmdirektoren allerdings konservativer gewesen als heute. So hat der Einfluss der Kirchen in Fragen der Moral inzwischen sicherlich nachgelassen. Auch in den Mehrheitsverhältnissen der politischen Parteien lässt sich ein Wandel mit einer veränderten ethischen Geisteshaltung feststellen. So nimmt es nicht Wunder, dass sich im neuen Jahrtausend kaum jemand über die Liedtexte des Lyrikers Tim Lindemann entsetzt hat. Bei allen Provokationen ärgerte ich mich am meisten über den Titel “Ich hasse Kinder”. Das geht mir als fürsorgender Vater von vier Kindern komplett gegen den Strich. Anstelle fruchtbar zu sein, sehen Individuen in einer letzten Generation die Vermehrung sowieso als Fehler an. Folglich lotet der am Weltkindertag 2021 veröffentlichte Hass-Song in gewohnter “Rammstein”-Manier die Grenzen des guten Geschmacks aus. So fragte die Presse weiter ernsthaft nach:

Doch schlägt der 58-Jährige jetzt über die Strenge?

Wohl kaum, denn die Medien machten 2017 schon fleißig, bebilderte Werbung für seine Peniskunst. Im Doktor Dick Online-Shop gab es als absolutes Highlight das handsignierte Penistier, ein Hundeskelett für 2.250 Euro mit Phallus am Kopf und Vulva im Fressnapf. Wer seinen tierischen Instinkten freien Lauf lassen wollte, aber nicht so reich betucht war, konnte den pensionierten Frauenjäger kostenpflichtig im “Platz eins” Hardcore-Clip abrufen. Das Geschäft versteht der gelernte Pyrotechniker nicht nur bei Feuer und Explosionen. Seine neue Gespielin Charlotte Sartre kam ihm als berühmter US-Pornostar wie gerufen, sowie 40 andere freiwillige Darsteller, die an drei Orten während 15 Drehtagen mitwirkten. Dabei ging es nicht wie von VIP vermutet darum, den Hauptdarsteller an der Kreissäge in einer wilden und hemmungslosen Show zu kastrieren (ein Schelm denkt, dies wäre eine mögliche Therapie bei Sexsucht), sondern um zelebrierte sexuelle Gewalt gegen Frauen. Was die Branche für psychische Schäden verursacht, hat sich nicht nur im prüden, orthodoxen Russland herumgesprochen, sondern ist jüngst dem entrüsteten Kiepenheuer & Witsch Verlag verdeutlicht geworden. Der will nach drei Jahren seinen Bestseller “In stillen Nächten” nicht weiter vom Dildo durchbohren lassen, oder als Unterlage für das Gemächt des erfolgreichen Dichters sehen. Die Verantwortlichen bekommen kalte Füße bei der Verbreitung von lyrischen Vergewaltigungsfantasien in dem Gedicht “Wenn du schläfst”:

Ich schlafe gerne mit dir, wenn du schläfst. (…) Schlaf gerne mit dir, wenn du träumst. (…) Etwas Rohypnol im Wein (etwas Rohypnol ins Glas). Kannst dich gar nicht mehr bewegen. Und du schläfst, es ist ein Segen.

Sollten den sündhaften Gedanken eines intellektuellen Atheisten etwa Straftaten gefolgt sein? Übereinstimmende Berichte von After-Show-Partys lassen aktuell aufhorchen. Die Irin Shelby Lynn verliert ihr Bewusstsein und wacht mit blauen Flecken wieder auf. Mit ihren bebilderten Twitter Vorwürfen möchte sie andere in den Backstagebereich eingeladene junge Frauen vor der Einnahme von mit K.o-Tropfen manipulierten Drinks schützen. Eine neue “Me too” Lawine mit Berichten von Missbrauchsopfern wird dadurch losgetreten. Nichts Böses vermutend, hatte die Influencerin Kayla Shyx mit ihrer Freundin ebenso die Ehre, Till Lindemann bei seinem Konzert vor und hinter der Bühne näher kommen zu dürfen. Ihre eigenen und die zugetragenen Kopulation-Anbahnungen hatten zur Folge, dass die in diesem Fall erfolglose Casting-Direktorin Alena Makeeva als Sündenbock ihren Hut nehmen musste. Pikanterweise trifft es dabei das weibliche Geschlecht, wenn es um den Vorwurf des Machtmissbrauchs geht, bei dem sich attraktive Mädchen zum schmerzhaften Spontansex mit ihrem Idol verleiten lassen. Götter, die sich wie Raubtiere verhalten, sind zumindest in der griechischen Mythologie nichts Neues, wobei es hier weniger darum geht auf Zeus und Europa abzuschweifen.

Im biblischen Sinn ist jemand dämonisch belastet, der über seine wehr- und bewusstlosen Opfer herfällt wie eine Bestie. Ob ein jüngst in den Medien fallen gelassener Till Lindemann deswegen seelische Probleme bekommt und gar Höllenqualen erleidet, wird die Zukunft beantworten. Mich beschäftigt bei meinen Recherchen die Frage, ob Lindemann den wahren Charakter des Engels des Lichts kennt? Auf der Bühne hat Till als Schauspieler schon so realistisch Feuer gefangen, dass der Stunt aus Rücksicht vor den schockierten Zuschauern wieder eingestellt wurde. 1988 starben 70 Menschen im Feuer von Rammstein, einem US-Luftwaffenstützpunkt mit katastrophalem Ausgang einer Flugshow. Reichlich echtes Blut auf der Showbühne gab es für die mit zerhackten Tieren beschmissenen Fans schon bei der Selbstgeißelung der Bandmitglieder in “Rosenrot” zu sehen. Die Deutsche Welle befindet:

Diabolisch agiert Lindemann auf der Bühne, schlüpft in alptraumhafte Kostüme und prägt mit seinem Sprechgesang den Sound von Rammstein.Das kann Till Lindemann einfach gut – schockierende Texte verfassen, die hinter ihrer Brutalität eine Botschaft verstecken. Wer das nicht erkennt, dürfte sich erst mal angeekelt wegdrehen und sich fragen, was für ein Mensch sich solche Zeilen ausdenkt. Doch genau damit erreicht er mit seiner Bandein Millionenpublikum auf der ganzen Welt.

“Mein Teil” nimmt sich laut Wikipedia dem Thema des Kannibalismus an: In Szenen des Musikvideos ist zu sehen, wie Till Lindemann, per Computersimulation im Gesicht entstellt, zunächst von einem dunkelhäutigen weiblichen Engel oral befriedigt wird, den mit Dildo ausgestatteten Engel im Anschluss ebenfalls oral befriedigt und diesem final die Flügel rupft und ihn verspeist.

Einem jedem das Seine. Neben dem Rottenburger Mörder Armin Meiwes könnte auch ein anderer Dämon in seinen Persönlichkeitsrechten verletzt worden sein. Nichtsdestotrotz glauben Menschen, die bösen Geister, die sie riefen, beherrschen zu können. In der Weltliteratur finden sich verschiedene warnende Beispiele, keinen Pakt mit dem Bösen eingehen zu sollen. Über den Teufel gibt es auch eine Lyrik im Alten Testament in zwei abschließend zitierten Stellen. Bibelausleger sind sich einig, dass Luzifer als einer der Erzengel den himmlischen Lobpreis anleitete und die Engel verführte, ihn, anstelle Gott anzubeten. Satan, die alte Schlange, verspricht Macht und Reichtum, wenn man ihm dient. Stars in der Musikbranche brüsten sich öffentlich damit, dem Teufel ihre Seele verkauft zu haben. Offenbarung 12 berichtet vom Drachen, der einen dritten Teil der Sterne mit seinem Schwanz nach sich zieht und auf die Erde wirft.

Wollen Sie sich auch verführen lassen? Einzeln, Backstage, verborgen in einem kleinen Raum. Oder besser, Open Air, sichtbar im großen Publikum des Münchner Olympiastadions?

So spricht Gott der HERR: Du warst ein vollendet gestaltetes Siegel, voller Weisheit und über die Maßen schön.
13 In Eden warst du, im Garten Gottes, geschmückt mit Edelsteinen jeder Art, mit Sarder, Topas, Diamant, Türkis, Onyx, Jaspis, Saphir, Malachit, Smaragd. Von Gold war die Arbeit deiner Ohrringe und des Perlenschmucks, den du trugst; am Tag, als du geschaffen wurdest, wurden sie bereitet.
14 Du warst ein glänzender, schirmender Cherub und auf den heiligen Berg hatte ich dich gesetzt; ein Gott warst du und wandeltest inmitten der feurigen Steine.
15 Du warst ohne Tadel in deinem Tun von dem Tage an, als du geschaffen wurdest, bis an dir Missetat gefunden wurde.
16 Durch deinen großen Handel wurdest du voll von Gewalttat und hast dich versündigt. Da verstieß ich dich vom Berge Gottes und tilgte dich, du schirmender Cherub, hinweg aus der Mitte der feurigen Steine.
17 Weil sich dein Herz erhob, dass du so schön warst, und du deine Weisheit verdorben hast in all deinem Glanz, darum habe ich dich zu Boden gestürzt und ein Schauspiel aus dir gemacht vor den Königen.
18 Weil du mit deiner großen Missetat durch unrechten Handel dein Heiligtum entweiht hast, darum habe ich ein Feuer aus dir hervorbrechen lassen, das dich verzehrte und dich zu Asche gemacht hat auf der Erde vor aller Augen.
19 Alle, die dich kannten unter den Völkern, haben sich über dich entsetzt, dass du zum Schrecken geworden bist und es aus ist mit dir für immer. (Hesekiel 28)

13 Du aber gedachtest in deinem Herzen: »Ich will in den Himmel steigen und meinen Thron über die Sterne Gottes erhöhen, ich will mich setzen auf den Berg der Versammlung im fernsten Norden.
14 Ich will auffahren über die hohen Wolken und gleich sein dem Allerhöchsten.«

15 Doch hinunter ins Totenreich fährst du, in die tiefste Grube!
16 Wer dich sieht, wird auf dich schauen, wird dich ansehen und sagen: »Ist das der Mann, der die Welt zittern und die Königreiche beben machte,
17 der den Erdkreis zur Wüste machte und seine Städte zerstörte und seine Gefangenen nicht nach Hause entließ?«
(Jesaja 14)

Jesus aber sprach zu ihnen: Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen.